Linie
abstrakt
Was ist wahr?
Erläuterungen zur Arbeit
„Wahr“. 2017. 9 Zeichnungen. Buntstift auf Papier. Je 40 x 40 cm.
„Wahr“. 2017. Objekt: Papier/Pappe. Größe der Buchstaben: 18 cm (Höhe). 3 cm (Tiefe).
Die einzelnen Buchstaben des Wortes „WAHR“ sind aus Papier und Pappe gebaut. Das gebaute Wort ist im Gegensatz zum geschriebenen Wort räumlich und lässt sich von verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Dieses gebaute Wort steht metaphorisch für eine Gegebenheit, die räumlich und zeitlich wahrgenommen werden kann.
Der Betrachter kann um die Buchstabengruppe herumgehen, sie von verschiedenen Seiten und Perspektiven betrachten. Er erlebt sie in ihrer Materialität, Räumlichkeit und liest ihre Bedeutung.
Ich habe diese Objektgruppe aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert. Jeder dieser fotografierten Blickwinkel fixiert einen Moment aus dem Seherleben. Im Foto wird dieses Erleben eingefroren und verliert seine Räumlichkeit.
Durch die Bearbeitung am Computer wurde das Wort zudem perspektivisch verzerrt, vergrößert oder verkleinert. Anschließend gezeichnet, manchmal wurde es räumlich illusionistisch, manchmal flächig, gelegentlich auch farbig gezeichnet. Metaphorisch stehen diese unterschiedlichen Darstellungsweisen für subjektiv gefärbte Blickwinkel und individuelle gedankliche Verarbeitungen.
Wenn sich Personen über Gegebenheiten austauschen, die sie nicht selbst im gleichen Augenblick wahrnehmen, und selbst dann, sind Gesprochenes, Geschriebenes und Gezeigtes in Form von Bildern und Texten Hilfsmittel zur Vermittlung in diesem Austausch. Diese Kommunikationsträger sind immer subjektiv gefärbt und stellen lediglich einen Verweis zur ursprünglichen Gegebenheit dar.
Natascha Kaßner. 2017
„Die Welt ist ungeschlossen und für das Erkennen in Perspektiven zerrissen, weil nicht auf ein einziges Prinzip zu bringen. Das Weltsein im Ganzen ist kein Gegenstand des Erkennens.“
Karl Jaspers
Die „Gedankengebäude“ entstanden in Auseinandersetzung mit der Philosophie Karl Jaspers anläßlich der Ausstellung „Wahrheit ist, was uns verbindet“, Carl von Ossietzky Universität, 2008. (Katalogtext s. Texte)
Hymnenduett.2009
Die jeweils dritten Strophen der beiden deutschen Nationalhymnen wurden in Silben aufgeteilt. Die magnetischen Silben lassen sich von den Besuchern auf der Metalltafel zu neuen Worten und Sätzen kombinieren. Die Arbeit wurde im Rahmen der Ausstellung „Wendezeiten“ 2009 in Oldenburg gezeigt.
Zufällige Silbenanordnung durch Besucher in der Ausstellung
Die Silben der beiden Strophen wurden von mir so kombiniert, so dass sich aus der Kombination von BRD und DDR Hymne neue Kontexte ergeben, wobei möglichst wenig Silben zum Schluß übrig bleiben sollten.
Auf einem in geographische Felder geteilten Globus grenzen an südliche Gegenden nördliche und umgekehrt. Die Grenzen dieser Felder wurden im Lauf der Geschichte durch politische Prozesse gebildet. Folglich ist die ästhetische Qualität dieser Formen sowie die geografische Verortung eines Gebietes als nördlicher Teil einer größeren Einheit im politischen Geschehen begründet. Politik zeichnet Flächen. Politik weist einem Gebiet seinen Platz im Norden zu und dieses kann überall liegen, auch im Süden.
Ich habe die jeweils nördlichen Drittel der 16 deutschen Bundesländer zeichnerisch festgehalten. Die Größen dieser nördlichen Drittel sind so skaliert, dass sie – ungeachtet ihrer realen Größenverhältnisse – in ihrer West-Ost und Nord-Süd Ausdehnung auf das im Rahmen der Serie verwandte Format passen. Der Prozess des Zeichnens ist durch die Schraffur nachvollziehbar.
Die Arbeit wurde 2012 zusammen mit der „Wellenbuchhaltung“ in der Kunsthalle Wilhelmshaven gezeigt.
Am Lido von Venedig, wo ich anlässlich eines Stipendiums der deutschen Studienstiftung zwei Monate verbrachte, zeichnete ich vor den Wellen. Die Bewegung der Wellen habe ich mit dem Stift auf dem Blatt in Linien übersetzt. Es entstanden spontan lineare Gebilde, die die Wellen nicht im klassischen Sinn abbilden, sondern ihre Bewegung zeichnerisch linear aufgreifen. Nach jeweils ca. 3 Minuten wurde eine neue Zeichnung begonnen.
Diese Zeichnungen habe ich später im Atelier einem „buchhalterischen“ Prozess unterworfen. Die einzelnen Linien wurden nummeriert, einzeln nachgezeichnet, geordnet, verkleinert, neu kombiniert. Es enstanden jeweils ca. 19 Blätter zu jeder Wellenzeichnung.
Die Arbeit war 2012 zusammen mit den „Nördlichen Dritteln“ in der Kunsthalle Wilhelmshaven ausgestellt.
Mit einem Faden habe ich einzelne Linien nachgemessen, wobei die Fäden – jeweils mit dem entsprechenden Nummernschild versehen, nachdem ich sie genau vermessen hatte – eingetütet wurden. Konserviert als „Trockenwellenkonzentrat“.
Es gibt drei „Abschriften“ der Originalzeichnung. Mit diesen habe ich versucht
die Ausgangsbasis – die spontan, willkürlich und abstrakt ist– gleichwie abzuzeichnen bzw. abzuschreiben. Es sind handschriftliche zügige „Nachschriften“ vom Original, die sich ähneln, aber nicht gleichen.
Die Arbeit wird abgeschlossen von der „Neuanordnung der Linien“, wobei sie nun ansatzweise eine Welle „darstellen“ bzw. das Bild einer Welle sein könnten.
Zusammengefasst kann man sagen: das chaotisch Lebendige wird einer ordnenden Systematik unterzogen, wobei auch in dieser das Moment des „Handschriftlichen“ durchscheint.
Je 25 x 20 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz
100 x 100 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz
Foto: Jens Ziehe
100 x 100 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz
Foto: Jens Ziehe
120 x 120 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz
Foto: Jens Ziehe
120 x 120 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz
Foto: Jens Ziehe
26 x 18 cm & 25 x 20 cm. Acryl, Öl auf Leinwand/Holz